Vorgeschichte

Vom Schustersohn zum Ingenieur (1883-1923)

Der Rathausplatzt in Nürtingen
Der Rathausplatz in Nürtingen um 1900
1883

Wilhelm Adolf Fessmann

Am 4. Januar 1883 wird Wilhelm Adolf Fessmann in Nürtingen als viertes von fünf Kindern geboren. Vater Karl Wilhelm ist Schuhmacher, seine Frau Emma kümmert sich um den Haushalt. Wie seine Geschwister besucht Wilhelm zunächst die Volkshochschule. Weil er als vierter Sohn keinen Anspruch auf die Nachfolge seines Vaters hat, entscheidet er sich für eine Ausbildung, die ihm im aufstrebenden deutschen Kaiserreich gute berufliche Möglichkeiten bieten soll und wird Maschinenbauingenieur.

Ausgabe der neuen Rentenmark nach Kriegsende
Ausgabe der neuen Rentenmark nach Kriegsende
1914

Erster Weltkrieg

Tatsächlich findet er in Stuttgart eine gute Stelle bei einem namhaften Unternehmen. Doch im September 1914 verändert der Ausbruch des Ersten Weltkrieges das Leben von Wilhelm Fessmann nachhaltig. Er wird einberufen und an die Front beordert. Dort ist er „3 ½ Jahre im Feld“ also nahezu während der gesamten Kriegsdauer.
Nach der Kapitulation im November 1918 wird ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen und er kehrt zunächst wieder nach Stuttgart in seinen alten Beruf zurück.

Stadt Nürtingen Familienbuch und Index 1808-1835 Emma Fessmann
Stadt Nürtingen Familienbuch und Index 1808-1835, Emma Fessmann
1921

Hochzeit & Kinder

Inmitten der unruhigen Anfangsjahre der Weimarer Republik heiratet er am 4. Januar 1921 seine Lebensgefährtin Frida Wahl. Noch im selben Jahr beginnt das Ehepaar mit dem Neubau eines Einfamilienhauses in der Kornbeckstraße 13 in Winnenden. Ein Jahr später, am 20. Januar 1922, kommt der erste Sohn Wilhelm Fessmann Jr. zur Welt, sein Bruder Gerhard wird 1923 geboren.

Geldschein
Ein „Eine-Billion Mark“-Geldschein aus dem Jahr 1923
1923

Unternehmensgründung

Wilhelm Fessmann entschloss sich mit seinen 41 Jahren, trotz schwieriger Zeiten in Deutschland dazu, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Zu dieser Zeit war das Land von politischen und wirtschaftlichen Krisen geprägt, die zu Firmenschließungen und Massenentlassungen führten. Im Jahr 1924 sollte die Einführung der stabilen Rentenmark und des Dawes-Plans zur Anpassung der Reparationszahlungen an Frankreich an die deutsche Wirtschaftsleistung den Grundstein für eine wirtschaftliche Erholung legen.

Die Anfangsjahre

Auf eigene Faust (1924-1932)

Werbeanzeige
Werbeanzeige der Firma Wilhelm Fessmann aus dem Jahr 1925
1924

Mechanische Werkstätte Wilhelm Fessmann

1924 wagt Wilhelm Fessmann schließlich den Weg in die Selbständigkeit und gründet die „Mechanische Werkstätte Wilhelm Fessmann“. In seiner kleinen Werkstatt im Wohnhaus der Familie fertigt der findige Ingenieur zunächst technische Geräte für die lokalen Handwerksbetriebe. Das zentrale Produkt ist ein Metallpyrometer, das als Zubehör für Dreh- und Stanzwerkzeuge gebraucht wird. Hierfür besitzt Wilhelm Fessmann sogar ein Gebrauchsmuster des Deutschen Reiches.

Rohling Werbeschild Metallpyrometerfabrik
Rohling Werbeschild Metallpyrometerfabrik
1925

Thermotechnik Ausrichtung

Bereits 1925 wird die Firma in „Metallpyrometer-Fabrik“ umbenannt. Damit zeigt sich auch die künftige Ausrichtung des Betriebs in den Bereich der Thermotechnik. Dementsprechend beginnt Wilhelm Fessmann in den folgenden Jahren mit weiteren Entwicklungen auf diesem Sektor.

Wilhelm Fessmann
Wilhelm Fessmann Anfang der 1928er Jahre
1928

Metzgereiprodukte als Kerngeschäft

Bereits 1928 entstehen die ersten Räucheranlagen und Kochkessel für Metzgereien. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten und schnell werden die Metzgereiprodukte zum Kerngeschäft von Fessmann.

Der Erfolg wird jedoch 1929 durch die hereinbrechende Weltwirtschaftskrise jäh gestoppt. Viele Metzgereien können sich in den folgenden Jahren keine teuren Neuanschaffungen leisten und so trifft die Krise letztlich auch Wilhelm Fessmann.

Historische Räucheranlage
Historische Räucheranlage mit Kessel
1930

Zweites Standbein

In den 1930er Jahren baut Wilhelm Fessmann den Bereich Metzgereibedarf zum zweiten Standbein neben dem Werkstattzubehör aus, da sich insbesondere die Räucherschränke bei regionalen Metzgern großer Beliebtheit erfreuen. Trotz des politischen Aufstiegs der Nationalsozialisten und der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler ändert sich zunächst nichts Wesentliches für seine Firma.

Wilhelm Fessmann jr
Wilhelm Fessmann Jr.
1930

Sohn Wilhelm Fessmann Jr.

Während Wilhelm Fessmann Anfang der 1930er Jahre um das wirtschaftliche Überleben kämpft, steht Sohn Wilhelm Jr. Noch am Anfang seiner Karriere. Nach der Grundschule besucht er ab 1932 die Latein- und Realschule Winnenden und arbeitet nebenbei bei seinem Vater in der Werkstatt.

Erfolgreich und ehrlich im Dritten Reich

Aufwind und Aufrichtigkeit (1933-1945)

1930er Rechts am Brunnen lehnen Wilhelm Fessmann Jr.
Rechts am Brunnen lehnt Wilhelm Fessmann Jr.
1935

Kleiner Betrieb

Mit der abklingenden Wirtschaftskrise stellt sich Mitte der 1930er Jahre wieder wirtschaftlicher Erfolg ein. 1935 ist aus dem Ein-Mann-Unternehmen bereits ein kleiner Betrieb mit einem Angestellten und drei Lehrlingen geworden.

Wohn- und Firmengebäude
Das Wohn- und Firmengebäude der Familie Fessmann
1937

Vereinigte Hüttenwerke

Das Unternehmen wächst in den Folgejahren kontinuierlich an, weshalb im Jahr 1937 ein Nebengebäude auf dem Grundstück errichtet wird. Obwohl die Werkstätten im Volksmund wegen ihres Aussehens „vereinigte Hüttenwerke“ genannt werden, sind sie für damalige Verhältnisse durchaus modern und verfügen über eine eigene Strom- und Wasserversorgung sowie Maschinen, die über einen eigenen Dieselmotor angetrieben werden.

1940.09.28 Gesellenzeugnis Wilhelm Fessmann Jr.
28.09.1940 Gesellenzeugnis Wilhelm Fessmann Jr.
1937

Familienbetrieb

In der neuen Werkstatt arbeitet nun auch Wilhelm Fessmann Jr., der im November 1937 seine Ausbildung als Mechaniker im elterlichen Betrieb beginnt. Nachdem kurz darauf auch seine Mutter die Buchhaltung übernimmt, wird Fessmann zu einem richtigen Familienbetrieb.

Alter Kochkessel
Alter Kochkessel
1938

Fertigungsprogramm

Im Jahr 1938 umfasst das Fertigungsprogramm der Firma bereits eine ansehnliche Produktpalette, die sich nun fast vollständig auf den Metzgereibedarf konzentriert:

  • Metzgerei-Kesselanlagen für Kohle, Dampf und Gas
  • dreh- und ausziehbare Rauchanlagen
  • Metzgereieinrichtungen
  • Brüh- und Brätmulden

 

Kriegswirtschaftsverordnung
Kriegswirtschaftsverordnung der Mechaniker-Innung
1939

Kontinuierliches Wachstum

Infolge der Erweiterung der Werkstatt und des Produktangebots wächst Fessmann bis 1939 kontinuierlich. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beeinträchtigt den Erfolg zunächst nicht. Der Gewinn geht kurz zurück, vervielfacht sich jedoch ein Jahr später und steigt bis 1942 weiter an. Die Kriegswirtschaftsverordnung zwingt Fessmann, seine Produktion umzustellen und Arbeiter, die zum Kriegsdienst einberufen wurden, zu ersetzen.

Marktplatz in Winnenden
Winnender Marktplatz bietet Bild der Zerstörung
1942

Krieg erreicht Fessmann

1942/43 erreicht der Krieg auch Fessmann. Wilhelm Fessmann Jr. wird zur Reserve eingezogen, kehrt jedoch aufgrund einer Kriegsverletzung nach Winnenden zurück. Die Kriegswirtschaft reglementiert zunehmend alle Bereiche der Gesellschaft und ab 1943 erreichen auch die ersten Luftangriffe Winnenden. Ende April 1945 wird Winnenden von der US Army besetzt und die Firma vorübergehend geschlossen. Die Familie Fessmann übersteht den Krieg ohne größere Schäden.

Zwischen „Stunde null“ und Wirtschaftswunder

Der lange Weg zurück (1945-1955)

Fessmann-Logo
Das Fessmann-Logo in den 1940er Jahren
1945

Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 übernahmen die vier Besatzungsmächte die Kontrolle. Die Firma Fessmann wurde überprüft und schnell als entlastet bewertet. Das Jahr 1945 endete mit einem Verlust. Am 21. August darf Wilhelm Fessmann seine Werkstatt wieder in Betrieb nehmen und fertigt weiterhin Kochkessel, Rauchkammern und technische Geräte, vor allem Stanzen. Dennoch endet das Jahr 1945 mit einem deutlichen Verlust von 8.900 Reichsmark.

1948.03.04 Gewerbeeinkünfte 1946
Gewerbeeinkünfte 1946
1946

Hohe Verluste

Im zweiten Nachkriegsjahr richtet Wilhelm Fessmann eine eigene Verkaufsstelle ein und sein Sohn besuchte die Ingenieursschule, um Maschinenbauingenieur zu werden. Doch auch zu dieser Zeit stellte sich kein wirtschaftlicher Erfolg ein. Insbesondere die Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft verursachte hohe Kosten, ohne dass nennenswerte Einkünfte zu verbuchen waren. Insgesamt endete das Jahr 1946 mit einem Verlust von 16.000 Reichsmark.

Fessmann-Stanze
Eine Fessmann-Stanze aus den 1950er Jahren
1947

Schwarze Zahlen

Erst 1947 kann Fessmann mit einem Gewinn von 11.331 Reichsmark wieder schwarze Zahlen schreiben. Die erhöhte Nachfrage von Metzgereien und Industrieunternehmen ist jedoch durch die unzuverlässige Reichsmark keine Hilfe. Erst mit der Währungsreform 1948 kann auch bei Fessmann eine neue Ordnung entstehen. Sohn Wilhelm Jr. tritt nach seinem Maschinenbaustudium in die Firma ein und unterstützt zusammen mit seinem Bruder Gerhard das Unternehmen.

Die IFFA 1950
Startpunkt der Erfolgsgeschichte: Die IFFA 1950
1949

Revolutionäre Erfindung

1949 wandelt Wilhelm Fessmann sein Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft um und präsentiert auf der zweiten Fleischerei-Fachausstellung nach dem Krieg einen neuartigen Kochschrank zum Garen von Fleisch und Wurstwaren in Dampf. Die Erfindung revolutioniert den Herstellungsprozess von Würsten und ermöglicht Wilhelm Fessmann den nationalen Durchbruch in der Branche. Die Erfindung wird für Jahre das zentrale Produkt der Firma.

1950 Umsatzsteuer
Umsatzsteuer 1950
1950

Werner Gaßmann

Ab 1950 konzentriert sich Fessmann vollständig auf Metzgereizubehör, da die Kochkessel und Räucherkammern sehr erfolgreich sind. Um die Arbeitsbelastung zu verringern, stellt Wilhelm Fessmann 1951 Werner Gaßmann ein, der sich um innerbetriebliche Administration und Buchhaltung kümmert und im Jahr darauf die Bank- und Postvollmacht erhält. Die Geschäftsführung bleibt weiterhin in Familienhand.

Kochkessel
Kochkessel von Fessmann aus den 1950er Jahren
1954

Behelfsmäßige Fertigungshalle

1954 baut Wilhelm Fessmann eine weitere behelfsmäßige Fertigungshalle, um dem starken Auftragsanstieg gerecht zu werden. Viele Arbeiten müssen jedoch im Freien durchgeführt werden und das neue Gebäude wird nur für drei Jahre genehmigt, da es sich in einem Wohngebiet befindet und für regelmäßige Schwierigkeiten mit den Anwohnern sorgt. Wilhelm Fessmann und seine Söhne müssen sich Gedanken über einen neuen Standort machen.

Gleiche Philosophie - neue Ziele

Beständigkeit und Wandel (1956-1969)

Messestand
Dichtes Gedränge am Fessmann-Messestand in den 1960er Jahren
1956

Wilhelm Fessmann stirbt

Wilhelm Fessmann stirbt 1956 im Alter von 72 Jahren. Er hinterlässt seinen beiden Söhnen Wilhelm Jr. und Gerhard ein erfolgreiches Unternehmen, das mittlerweile mitten in der Welle des deutschen Wirtschaftswunders mitschwimmt. Auch die Nachfolge ist bereits klar geregelt. Wilhelm Jr. übernimmt die Geschäftsführung und wird gemeinsam mit seinem Bruder alleiniger Kommanditist. Werner Gaßmann ist als Prokurist weiterhin für die Buchhaltung und administrative Aufgaben zuständig.

Stadtarchiv Winnenden Protokoll Bauausschuss 1958_2
Stadtarchiv Winnenden Protokoll Bauausschuss 1958
1957

Suche nach neuem Gelände

Aufgrund von Beschwerden über Lärmbelästigung wird 1957 die Betriebserlaubnis für eine Wohnhalle zurückgezogen. Wilhelm Fessmann Jr. verspricht, Maßnahmen zur Reduzierung des Lärms zu ergreifen und nach einem neuen Gelände zu suchen.

Die Frist zum Abriss der Halle wird bis 1960 verlängert, aber die Arbeit im Freien muss gestoppt werden.

Leider kann die Stadtverwaltung Winnenden kein geeignetes Grundstück anbieten.

Messsestand Mai-Markt Mannheim
Messestand Mai-Markt Mannheim
1960

Zwangsbelüftete Rauchanlage

1960 präsentieren die Fessmann-Brüder auf der IFFA die "Zwangsbelüftete Rauchanlage", welche die Wurstherstellung schneller und kontinuierlicher macht. Die Innovation erhöht die Bekanntheit von Fessmann und zieht die Aufmerksamkeit von Großbetrieben auf sich, aber Fessmann bleibt auch ein wichtiger Partner für kleinere Metzgereien.

Lageplan
Lageplan für den Fessmann-Neubau in Birkmannsweiler
1961

Umzug

Doch der Erfolg leidet unter der weiterhin unklaren Gebäudesituation und dem Platzmangel. Wilhelm Fessmann erkundigt sich daraufhin bei der Gemeinde Birkmannsweiler nach Baumöglichkeiten.

  • 1961 beginnen die Bauarbeiten für das neue Firmengebäude.
  • Die Stadt Winnenden fordert das Unternehmen ultimativ auf, die alte Werkshalle bis August 1962 abzureißen.
  • Im Dezember 1962 zieht das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern in das neue Gebäude und meldet sich in Winnenden ab.
1962-1971 Inventarbuch
Inventarbuch 1962-1971
1962

Konkurrenten von Fessmann

Werner Gaßmann wird Einzelprokurist und arbeitet mit Wilhelm Fessmann an der Neuorganisation und Internationalisierung des Unternehmens. Gerhard Fessmann verlässt das Unternehmen vor dem Umzug im Februar 1962 und gründet die GERMOS NESS GmbH in Remshalden, die später einer der Konkurrenten von Fessmann wird.

Fessmann-Areal
Das Fessmann-Areal nach der Fertigstellung 1963
1963

Marktführer in Deutschland

Dank der neuen Werkshallen kann Fessmann nun große Aufträge ausführen und hat Platz für weitere Expansionen. Während Gerhard Fessmann Patente für sein neues Unternehmen anmeldet, führt Wilhelm Fessmann Jr. die Weiterentwicklung der Produkte fort und setzt auf die Philosophie der intensiven Kundenbetreuung. Durch kontinuierliche Innovation und enge Kundenbindung etabliert sich Fessmann in den 1960er Jahren als einer der Marktführer in Deutschland.

Backschrank
Fessmann Koch und Backschrank, 1964
1966

Neues Heißluft-Garverfahren-System

1966 stellt Fessmann auf der IFFA das neue Heißluft-Garverfahren-System vor, das durch ein Umwälzsystem für eine effektivere Garung sorgt. Das Verfahren führt zu einem großen wirtschaftlichen Erfolg und wird kontinuierlich verbessert.

Koch-Backschrank
Koch- und Backschrank
1969

Universal Koch- und Umlufträucherschrank

Dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Konkurrenzanbieter begegnet Wilhelm Fessmann Jr. auch 1969 mit einer bedeutenden Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Apparates. Er entwickelt den weltweit ersten Universal Koch- und Umlufträucherschrank und kann sich damit erneut einem Vorsprung auf dem umkämpften Markt erarbeiten.

Der Turbomat erobert die Welt

Unter Volldampf (1970-1980)

1970er Turbomat
Turbomat
1970

Turbomat

Es geschieht nicht oft, dass ein einzelnes Produkt eine ganze Dekade prägt, doch mit der Einführung des TURBOMATs gelingt Fessmann 1970 der große Schritt zum internationalen Marktführer. Die Weiterentwicklung der 1968 entwickelten Heißluft-Gasanlage ist das erste Produkt, das einen eigenen Namen erhält.

TURBOMAT1970
Der erste Fessmann-TURBOMAT 1970
1971

IFFA Messestand

Auf der IFFA von 1971 zeigt sich bereits die Sonderstellung der neuen Produktlinie. Diese umfasst nicht nur verschiedene Arten von:

  • Kochschränken
  • Luftkochkammern
  • Kesselanlagen
  • Kühlbecken
  • Räucherkammern

sondern auch den TURBOMAT als eigenständige Marke auf dem Messestand.

Deutschland Tour
Ab 1972 für Fessmann auf großer Deutschland-Tour: Der TOURBOMAT-Vorführwagen
1972

Mit Fessmann wär' das nicht passiert!

1972 entwickelt die Fessmann GmbH einen mobilen Vorführwagen mit einem rollbaren TURBOMAT 2500, um das Produkt in ganz Deutschland zu präsentieren. Dank dieser Werbeaktion erreicht der TURBOMAT eine flächendeckende Bekanntheit in Mitteleuropa, unterstützt durch die Werbekampagne „Mit Fessmann wär' das nicht passiert!“.

1974 Flyer IFFA
Flyer IFFA 1974
1973

Veränderungen

Der zunehmende Erfolg führt 1973 zu mehreren Veränderungen:

  • Die Söhne von Wilhelm Fessmann treten im Januar als Kommanditisten mit einer Einlage von 90.000 DM ein.
  • Am 25. Juli wird die Wilhelm Fessmann GmbH als haftende Gesellschafterin der Firma gegründet.
  • 1976 wird die Wilhelm Fessmann KG in eine GmbH & Co. umgewandelt.
  • Durch erneute Platzprobleme wird auf Expansion gesetzt.
Firmengebäude um 1972
Firmengebäude um 1972
1974

Finanzielle Kraftanstrengung

Mitte des Jahres wird eine neue Fertigungshalle eingeweiht, die die Produktionsfläche bei Fessmann um das Dreifache erweitert. Obwohl der Neubau ungeahnte Kapazitäten ermöglicht, stellt er für Fessmann eine finanzielle Kraftanstrengung dar, die in den Folgejahren große Probleme verursacht. Aufgrund gestiegener Kosten beim Neubau muss Wilhelm Fessmann 1974 einen Antrag zur Stundung der Steuernachzahlung für 1971 stellen.

Fessmann Katalog
Der Fessmann-Katalog 1974
1974

50. Firmenjubiläum

Abgesehen von diesen kurzfristigen Problemen steht Fessmann im Jahr des 50. Firmenjubiläums durchaus gut da. Das Unternehmen verfügt mittlerweile über eine Fläche von 98.000 m² und beschäftigt etwa 200 Mitarbeiter. Das Produktsortiment umfasst neben den erfolgreichen TURBOMAT-Anlagen auch:

  • klassische Räucherkammern
  • Luftkochkammern und -schränke
  • Kochkessel
  • Anlagen zur Klimatisierung und Luftreinhaltung
1974 Jubiläums-Bildband
Jubiläums-Bildband 1974
1974

Internationaler Siegeszug

Der TURBOMAT setzt auch weiterhin seinen internationalen Siegeszug fort. Fessmann liefert einen Turbomat 4000 nach Lancy in Frankreich. Es ist die größte Würstchen-Maschine, die das Unternehmen bis dahin hergestellt hat. Die Kapazität umfasst einen Durchlauf von 40.000 Wiener Würstchen in der Stunde. Allerdings kommt es aufgrund der Größe immer wieder zu Komplikationen, die vom Service-Team vor Ort behoben werden müssen, ehe die Maschine schließlich funktioniert.

TRANSFER 4000
Die Fessmann-TRANSFER 4000
1974

Revolutionäre Fleischfertigung

Wilhelm Fessmann Jr. revolutioniert die Fleischfertigung 1974 mit der ersten vollautomatischen Transferanlage und bringt in den 1970er Jahren wichtige Neuerungen auf den Markt, darunter das Plus-Räuchersystem und die erste eigene Backkammer. Der TURBOMAT bleibt jedoch das Hauptprodukt von Fessmann, mit verschiedenen Versionen für unterschiedliche Größenbedürfnisse, einschließlich der Großanlage TURBOMAT 7000.

Verwaltungsgebäude
Das neue Verwaltungsgebäude nach der Fertigstellung, 1980
1980

Neues Verwaltungsgebäude

Nachdem die finanziellen Probleme der frühen 1970er Jahre überstanden sind, entsteht 1980 auf dem Firmengelände in Birkmannsweiler ein neues Verwaltungsgebäude mit 900 m² Fläche. Der Neubau schließt an das erste Firmengebäude von 1962 an, umschließt einen kleinen Innenhof und wird in nur sieben Monaten fertiggestellt.

Tastendruck genügt

Alles Automatisch (1980-1989)

Mikroprozessor
Ein Fessmann Mikroprozessor, hergestellt von Multitron Elektronik
1981

Tochtergesellschaft

Ende der 1970er Jahre führte Fessmann als Erster vollautomatische Geräte ein. Um diesen Vorsprung auszubauen und den zukünftigen Bedarf im Bereich der Elektronik abzudecken, gründete Wilhelm Fessmann Jr. 1981 Multitron Elektronik als 100-prozentige Tochtergesellschaft von Fessmann, die auch andere Unternehmen beliefert. Im selben Jahr lieferte Fessmann die erste Großanlage in die USA und setzte damit die Internationalisierung fort.

RATIO-Räuchersystem
Das erste RATIO-Räuchersystem, 1982
1982

Entwicklung des Raucherzeugersystems

1982 entwickelt Fessmann das Raucherzeugersystem "Ratio-Friction", das die gängigen Räucherverfahren Glimmrauch, Reiberauch und Flüssigrauch in einem neuartigen System vereint. Die RATIO-Serie wird zur zweiten Erfolgsmarke neben dem TURBOMAT. Der TURBOCLEAN, der Reinigungstechnologie anbieten sollte, war jedoch wenig erfolgreich und wurde eingestellt.

Werbeaufnahmen Agentur Bauer
Erste halbkontinuierliche Anlage von Fessmann
1984

Erste halbkontinuierliche Anlage

1984 wurde auf der IFFA die erste halbkontinuierliche Anlage vorgestellt, die die Wärmebehandlung mit der Intensivkühlung erweiterte und die Just-in-Time Produktion ermöglichte. Diese neue Kühltechnik war ein Meilenstein in der Verbesserung der Hygiene, da Wurstwaren deutlich weniger einer Kontamination ausgesetzt waren.

Fessmann Service Versprechen
Das Fessmann-Service-Versprechen gilt weltweit, wie hier in Asien
1987

Enorme Umsatzsteigerung

Dank der kontinuierlichen technischen Weiterentwicklung und der intensiven Zusammenarbeit mit seinen Kunden, kann Fessmann den Umsatz 1987 bereits auf 26 Millionen D-Mark steigern. Mittlerweile ist das Unternehmen zum Global Player angewachsen, denn der Exportanteil liegt bei über 60 Prozent.

Die Übergangszeit

Unruhige Zeiten (1990-2005)

Nachfolger
Wilhelm Fessmann Jr. (mitte) Werner Gaßmann (rechts)
1989

Wilhelm Fessmann jr. stirbt

Wilhelm Fessmann Jr. stirbt im November 1989 überraschend nach einem Routineeingriff im Alter von 67 Jahren. Die Führung im Hause Fessmann muss schnell neu organisiert werden. Werner Gaßmann wird alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Fessmann GmbH & Co. KG und Horst Dietrich sowie Walter Klemm werden Prokuristen. Eine Nachfolgeregelung wurde bereits 1972 getroffen, um die neue Geschäftsleitung zu kontrollieren und bis zur Übernahme durch einen Erben zu begleiten.

1993 Vollmacht Klaus Schaake
Vollmacht Klaus Schaake 1993
1990

Eröffnung einer Niederlassung

Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wagt Fessmann den Schritt in die neuen Bundesländer und eröffnet eine Niederlassung am Schlachthofring 5 in Dresden. Die Firma erhielt als erstes westdeutsches Unternehmen eine Gewerbeerlaubnis in der Stadt und gründete im selben Jahr eine selbständige Vertretergesellschaft in Straßburg.

1992 Organigramm Fessmann unter Werner Gaßmann
Organigramm Fessmann unter Werner Gaßmann 1992
1992

Umsatz sinkt

Unter dem neuen Geschäftsführer Werner Gaßmann bleiben die zentralen Werte Service und Innovation erhalten, die er selbst seit Jahrzehnten mitgeprägt hat. Die „ganzheitliche Kundenbetreuung“ steht dabei im Mittelpunkt. Allerdings sinkt der Umsatz 1992 erstmals wieder, während der Exportanteil von 66 % auf unter 50 % fällt.

RATIO-TOP
Mehrere RATIO-TOP von Fessmann. Die Innovation von 1993 perfektioniert den Räuchervorgang
1993

RATIO-TOP

Die Innovationen für die Chargenanlagen geht weiter voran und auf der IFFA 1993 wird der RATIO-TOP, ein neuartiger Raucherzeuger mit 3 Rauchintensitäten vorgestellt. Dieser perfektioniert das Räuchern und gibt dem Anwender mehrere Optionen seine Ware in Farbe und Geschmack zu gestalten.

1996.01.25 Mitgliedschaft in der deutschen Schlacht- und Fleischindustrie
Mitgliedschaft in der deutschen Schlacht- und Fleischindustrie 1996
1995

Großauftrag aus Deutschland

1995 erhielt Fessmann einen Großauftrag aus Deutschland, um eine komplett automatisierte Linie zu liefern und in Betrieb zu nehmen. Der Schritt in die Zukunft für große Industrieprojekte ist vollzogen, stellt jedoch sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter eine Herausforderung dar.

AUTOVENT
Bestückte AUTOVENT; 2000
1995

AUTOVENT 98

1995 wird das Produktportfolio von Fessmann mit der Kochanlage AUTOVENT 98 erweitert, die auf einem Fessmann-Patent basiert. Die Anlage nutzt die Energie des Niederdruckdampfes in der Behandlungskammer, wodurch auf Umluftventilatoren verzichtet werden kann. Fessmann belegt erneut seine Vorreiterrolle in zukunftsweisenden Innovationen und geht durch die neue Verfahrensweise im Bereich der Energieeinsparung einen wichtigen Schritt.

Backanlage BK1
Backanlage BK1
1995

Kündigungen in der Führungsebene

Im selben Jahr wird eine dritte Innovation vorgestellt, die das Verarbeiten und Backen von Wurst- und Fleischwaren ermöglicht. Die technische Fortführung von Innovationen kann jedoch auf der Führungsebene nicht aufrechterhalten werden, da Walter Klemm und Holger Cordes die Geschäftsführung bereits vier Jahre nach Aufnahme ihrer Arbeit mit Werner Gaßmann verlassen.

1989 Fessmann Konstruktionszeichnung
Fessmann Konstruktionszeichnung 1989
1997

Großauftrag als Tragödie

Der Großauftrag entwickelt sich zu einer Tragödie, da die zugekaufte Automatisierung nicht ihren Dienst erfüllen kann. Fessmann muss als Generalunternehmen die Verantwortung für den Lieferanten übernehmen und eine Rückabwicklung mit gewaltigen Kosten stemmen. Diese und die erforderlichen Rückzahlungen forderten ihren Tribut.

Ulrich Fessmann
Ulrich Fessmann 1997
1997

Umstrukturierung

Das Unternehmen wird umstrukturiert und die Firmenleitung auf Drängen der beteiligten Bank langfristig in neue Hände gelegt. Ulrich Fessmann nutzt die Gelegenheit, die Geschäftsführung durch Werner Gaßmann zu beenden und eine neue Gesellschafterstruktur aufzubauen, indem er 80 % der Anteile übernimmt und sein Bruder Joachim 20 %. Volker Fessmann wird ausbezahlt und Ulrich tritt am 1. Oktober 1997 in die Geschäftsführung der Wilhelm Fessmann GmbH ein.

1998 Neue Märkte in Südamerika
Neue Märkte in Südamerika 1998
1998

Ausbau des Vertriebsnetzes

Die Lasten der Rückabwicklung beschränken die Möglichkeiten der neuen Geschäftsführung. Ab 1998 konzentriert sich Ulrich Fessmann auf den weltweiten Export und den Ausbau des Vertriebsnetzes. Fessmann baut das Image als Experten für Koch- und Räucherprodukte durch Fachseminare und Kundenvorführungen aus und überzeugt durch die Kombination von Kundenlösungen mit hochwertigen Anlagen.

Rotatherm CARAT
Die Rotatherm-CARAT von Fessmann; 2000
1999

75-jährige Tradition

1999 präsentiert Fessmann seine 75-jährige Tradition mit moderner Technik und fortschrittlicher Innovation, darunter die Rotatherm-CARAT für Brat- und Backvorgänge. Zum Jahrtausendwechsel startet das Unternehmen die Anzeigenserie „Qualität braucht Fessmann“, in der Kundenbeispiele gezeigt werden. Intern wird die neue Fertigungssteuerung eingeführt, um den Auftragseingang zur Fertigstellung effektiver und schneller zu gestalten. Das Projekt FIT soll neue Märkte im Vertrieb erschließen.

Ti3000 bei Fessmann Kunde
Ti3000
2000

Universalanlage Ti3000

Im Jahr 2000 hat sich Fessmann als einer der bedeutendsten Hersteller von Anlagen und Systemen für die Herstellung von Fleisch-, Wurst-, Geflügel- und Fischprodukten weltweit etabliert. Die neue standardisierte und modular aufgebaute Universalanlage Ti3000 verbessert die Prozesszeiten und reduziert die damit verbundenen Gewichtsverluste.

Frontansicht offen
Halbkontinuierliche Chargenanlage TFi3000
2001

Halbkontinuierliche Chargenanlage TFi3000

Auf der IFFA 2001 präsentiert Fessmann mehrere neue Anlagen und Patente, darunter die halbkontinuierliche Chargenanlage TFi3000, die direkt vom Füller weg beschickt wird. Die Ware wird durch elektronisch gesteuerte Prozessschritte automatisch durch die Zonen Räuchern – Kochen und Kühlen geschleust und kann am Ende verpackungsfertig entnommen werden.

Mitarbeiter mit Kanzler Gerhard Schröder
Mitarbeiter mit Kanzler Gerhard Schröder
2001

Schlechte Zeichen

Die RATIO-Serie wird 2001 um das Flüssigrauchgerät RATIO-LIQUID erweitert, das auch in älteren Anlagen verwendet werden kann und im Pumpbetrieb arbeitet. Obwohl 2004 die Auslieferung des 70.000sten TURBOMATs gefeiert wird, stehen die Zeichen nicht gut.

Insolvenz-Anmeldung
Insolvenz-Anmeldung
2005

Insolvenz - Anmeldung

Die Fessmann GmbH und Co KG sieht sich wirtschaftlich schweren Zeiten gegenüber, was vor allem auf die fortwährenden Rückzahlungen aus dem Großauftrag zurückzuführen ist. Ende 2005 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, sodass das ordentliche Insolvenzverfahren am 10. Februar 2006 eröffnet wird.

Nachhaltige Technologie

Wieder auf Kurs (2006-2024)

Fessmann Großprojekt bei REWE
Fessmann Großprojekt bei REWE
2007

Wiedereinstieg

Die Ursachen für die Insolvenz wurden schnell dargelegt und Ulrich Fessmann kaufte das Unternehmen zum 1. Januar 2007 mit 3 weiteren Gesellschaftern aus der Insolvenz heraus. Der Auftragseingang beträgt bereits 2007 wieder 21 Millionen Euro und wächst in den folgenden Jahren stetig, sodass sich Fessmann als Weltmarktführer trotz früherer Probleme behaupten und ausbauen konnte.

FOOD
FOOD.CON Touch 12
2007

Neue Errungenschaften

Dank einer geordneten Konzernstruktur und neuen technischen Errungenschaften findet Fessmann unter Ulrich Fessmann und seinem Team wieder zurück in die Erfolgsspur.
Zu den neuen Errungenschaften zählen:

  • 2007 Eine Steuerungsgeneration im TF4000
  • 2008 Eine ECO.LINE mit dreifach-Isolierung
  • 2010 Ein Steuersystem FOOD.CON
  • 2013 Eine Prozessüberwachungssoftware FOOD.LOG
CLIMA.LINE
Mit der CLIMA.LINE schließt sich für Fessmann zum 100-jährigen Jubiläum der Kreis
2015

Stetige Weiterentwicklung

Fessmann geht auch technisch weiter voran und erweitert 2015 die RATIO durch den RATIO-Hybrid, der erstmals zwei Räucherprozesse in einer Anlage vereint. 2017 wird mit der CIMA.LINE eine wichtige Weiterentwicklung für kleine Handwerksbetriebe vorgestellt, die in zwei Varianten als „KEW“ für Klima-Entwicklungsprozesse oder als „KNR“ für reine Trocknung/Klima-Nachreife erhältlich ist.

Gabriel-Fessmann
Denis Gabriel und Ulrich Fessmann vor einer neuen ECO.LINE
2020

Eintritt Schwiegersohn

Trotz der weltweiten Finanzkrise 2008 konnte sich Fessmann stabilisieren und die Neuausrichtung auf Prozesssicherheit und Nachhaltigkeit ermöglichte einen starken weltweiten Export und eine starke Präsenz auf allen Kontinenten. Das Unternehmen bereitet sich auf die nächste Generation vor, indem Denis Gabriel zum 01.01.2020 als Schwiegersohn ins Unternehmen eintritt und den Bereich Marketing ausbauen und sich in die strategische Ausrichtung einbringen wird.

2024
Ein Jahrhundert voller Innovationen, Kundennähe und Spaß bei der Arbeit!
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern zu danken, die uns auf dieser Reise begleitet haben.
Wir sind bereit, die nächsten 100 Jahre zu gestalten - mit Ihnen an unserer Seite